…Befindlichkeiten «
11. Februar – 6. Mai 2016 · RWE · Siegen
Meine Collagen und Assemblagen sollen Neugierde wecken. Passend dazu der doppeldeutige Titel meiner Ausstellung im Foyer des RWE in Siegen. Bei den gezeigten Arbeiten ging es recht sportlich zu.
Der Ausstellungstitel » Zufälle und andere Befindlichkeiten « sagt nicht nur etwas über meine Arbeitsweise aus: das mehr oder weniger zufällige collagieren sehr unterschiedlicher Elemente zu Assemblagen und deren malerischer Überarbeitung. Er soll auch als subtile Anspielung auf gesellschaftliche Befindlichkeiten und Aktualitäten verstanden werden: „Collage“ als Denkprinzip, als Ausdrucksform der Skepsis, des Hinterfragens menschlichen Tuns, denn in meiner Darstellungsform bleibe ich nicht abstrakt. Ausgangspunkt und Inspiration jeder Arbeit sind gefundene Materialien, die ich überall im Alltag und an den unterschiedlichsten Orten entdecke. Ganz aktuell sind meine aus alten Zeitschriften ausgeschnittenen Szenen verschiedener Sportarten. Es ist zunächst ein absichtsloses Vergnügen mit diesen Fundsachen – meinen „Befindlichkeiten“, die mir gewissermaßen „zufallen“: ein Aufheben und Anhäufen von anregenden Materialfragmenten und für mich nutzbar werdender Dinge.
Spielerisches Ausprobieren, ein Verwerfen und wieder Neuzusammensetzen bringt mein Schaffensprozess in Gang, der sich im Spannungsfeld zwischen Spontaneität und Planung entfaltet. Elemente werden miteinander kombiniert, übermalt, mit Textfragmenten, Buchstaben und Chiffren modelliert, bis sich eine Geschichte offenbart, die das Kunstwerk weiterspinnt. Arbeiten wie z.B. „Die Ausflüchte des Winters“, „Im Zenit der Ziffern“ oder die Serie „…gekommen, um Ihnen mitzuteilen…“ nehmen zu aktuellen gesellschaftlichen Vorgängen und Missständen Stellung: zerstörte Umwelt, ausufernder Kapitalismus, verzweifelte Flucht. Das Dargestellte erscheint zunächst irrational. Assoziationen entstehen und werden zeitgleich mit dem Titel der Arbeit abgeglichen. Eine offensichtliche Erklärung vermag der Bildtitel nicht zu leisten. Zweifel macht sich beim Betrachter breit. Dieses Wirkungsprinzip von Neugierde, Assoziation und Verunsicherung ist von mir als Künstler so kalkuliert. Collage, oder besser das Prinzip „Collage“, diente immer dazu, Wahrnehmungsbrüche zu erzeugen, den Betrachter zu verunsichern und ihn dazu zu bringen, sich mit den eigenen Wahrnehmungsgewohnheiten auseinander zu setzen. Gelerntes wird auseinander gerissen, gewohnte Ordnungen hinterfragt und zu neuen Wahrnehmungsmustern zusammengefügt. Im besten Falle spult der Betrachter dann sein eigenes „Kopfkino“ ab, das von der reflektierten Wirklichkeit erzählen lässt. Von einer Wirklichkeit, die vieldeutig ist.
Pressestimmen
Siegener Zeitung 11.02.2016